Kapitel 18 - Die Fragen der versammelten Schar

Darauf entsandte der Bhagavat vielfarbige Lichtstrahlen von seinem Gesicht, und jene Lichtstrahlen trafen des Schmieds Sohn Cunda. Cunda dachte bei sich: 'Ah, selten ist diese Gabe, die man dem Tathagata später nicht anbieten kann', und dann brachte er das Essen ohne Säumnis, das dem Tathagata und der Gemeinde der Mönche genügen würde. Er (d.h, Cunda) und sein Gefolge füllten schnell Gefäße aus lauterem Golde vom Jambu-Fluss, (Gefäße), die an ihren Rändern mit erhabener Arbeit von glitzernden Kleinodien, und Gefäße aus Silber, die mit verschiedenartigen Kostbarkeiten geziert waren, die Speisen (enthielten), die mit verschiedenen Sorten Saucen vermengt waren. Indem sie viele Behälter fürs Darbieten (der Speisen) bei sich trugen, verließen sie dann die Stadtgrenzen und machten sich auf den Weg nach dem Ort, wo sich der Tathagata aufhielt. Dann umzingelten mächtige Devaputras (d.h. Götter) Cunda, des Schmieds Sohn, und sagten ihm: "Cunda, solange du das Mahl nicht anbietest, bleibt der Tathagata vielleicht ein Weilchen noch da!"

Dann entsandte der Bhagavat wieder Lichtstrahlen von sich, die die Devaputras trafen, und Cunda wurde freigelassen. Dann beteten all jene Götter, die sich dort versammelt hatten, den Bhagavat an, und darauf - nachdem sie zusammen mit Cunda vor den Bhagavat getreten waren - sagten sie: "Wenn nun die 'Sonnenschirmzelt' (d.h. die Stunde des Mittagessens) der Mönche gekommen ist, bitten wir dich, dies zu erlauben!" Dann, da sie wussten, dass es (in der Tat) die 'Sonnenschirmzeit' war, machten sie ihr Verhalten zurecht, nahmen ihre Schalen in die Hand und saßen in Bereitschaft.

Darauf stellte Cunda, des Schmieds Sohn, auch verschiedenartige unbeschreibbare Löwenthrone auf, die sich für das Sukhavati-Weltensystem zu eignen schienen, und nachdem er alles für das Mahl vorbereitet hatte, sprach er auf folgende Weise zum Bhagavat: "Ich flehe den Bhagavat an, ein Weltzeitalter oder sogar länger als ein Weltzeitalter hier zu verweilen."

Der Bhagavat antwortete darauf: Cunda, wenn du willst, dass ich lange bleibe, so hole deine Darbringungen schnell hervor, denn die Zelt für das letzte Dana-Paramita (vervollkommneter Freigiebigkeit) ist gekommen."

Dann sprachen alle Götter, Leute und Bodhisattvas und sagten: "Ach, es hat den Anschein, als ob der Tathagata nur das Mahl, das vom geliebten Cunda angeboten wird, annehmen wolle. Wir haben Pech (adhanya), und das Essen, das wir zubereitet haben, ist nutzlos!"

Dann strahlte der Bhagavat aus jeder einzelnen Pore seines Körpers Buddhas aus und ließ es den Anschein haben, als ob Tathagatas mitsamt Mönchsgemeinden inmitten jeder Gruppe der versammelten Scharen die Essensopfer zu sich nähmen, während der Tathagata das von Cunda angebotene Mahl annahm. Durch die Macht (prabhava) des Tathagata genügte das von Cunda mit acht Magadha-Maßen (nalika - ein kleiner Behälter) Winterreis zubereitete Essen als eine Mahlzeit für die ganze die ganze Gemeinde der Mönche.

Darauf freute sieh auch Cunda und dachte sich:

"Nachdem der Tathagata mitsamt der Gemeinde der Mönche meine Gabe zu sich genommen hat, wird er ins Parinirwana eingehen." All die Versammelten dachten auch: "Der Tathagata hat die von uns angebotenen Speisen angenommen, aber nicht die von Cunda! Nachdem er die von uns angebotenen Speisen zu sich genommen hat, wird der Tathagata ins Parinirwana eingehen!" und sie waren hoch erfreut. Es hatte den Anschein, als ob der Raum, wo die Tathagatas in jener großen Versammlung saßen und die dargebrachten Speisen aßen, nur so groß wäre wie die Spitze einer Ahle, während es schien, als ob die anderen das Mahl und die Darbringungen in einer Grundfläche annähmen, die nur so groß wäre wie die Spitze einer Nadel.

Dann fingen Jene Götter, Menschen und Asuras zu weinen und zu heulen an. Indem sie mit heiseren Stimmen sprachen, sagten sie: "Jetzt, da er die Speisen, die von jedem von uns angeboten wurden, eingenommen hat, wird der Tathagata ins Parinirwana eingehen! Wem sollen wir in Zukunft Speisen anbieten? Wir werden von unserem Herrn getrennt, wir werden ohne Beschützer sein'"

Da sprach der Bhagavat diese Verse für all jene angesammelten Gruppen:

Dies ist die Natur (dharmata) der Buddhas,
also seid nicht unglücklich und weinet nicht,
Billionen von Weltzeitaltern werden verstrichen sein,
bis ich (wirklich) ins Nirwana eingehe.
Höre mich an, was mein Nirwana -
das ewige und wahre Glück -
betrifft:

Ich nehme keine Nahrung zu mir,
denn ich empfinde keinen Hunger.
Da ihr die Erklärung gehört habt,
die fördert, die tröstet und die
alle Wesen dankbar macht,

so sollt ihr jene Ewigkeit

des vollkommenen Buddha erkennen.
Wenn Eulen und Krähen

im selben Baum zusammen wohnen,
wie Kinder oder Geschwister,

immer mit einander zufrieden,

dann wird der Tathagata, der beste aller Männer,
der die Wesen so ansieht, als wären sie

sein Sohn Rahula,

für immer ins Nirwana eingehen.
Wenn Schlangen und Mungos

am Fuße eines Baumes zusammen wohnen,
wie Kinder oder Geschwister,

Immer mit einander zufrieden,

dann wird der Tathagata, der beste aller Männer,
der die Wesen so ansieht, als wären sie

sein Sohn Rahula,

für immer ins Nirwana eingehen.

Wenn sapta-parna-Blumen so duften

wie die varsi,

und wenn karnikara-Bäume die Frucht

der tinduka tragen,
dann wird der Tathagata, der beste aller Männer,
der die Wesen so ansieht,
als wären sie sein Sohn Rahula,

für immer ins Nirwana eingehen.
Wenn sündhafte Icchantikas

das Erwachen realisiert
und das vorzüglichste Glück erlangt haben,
nachdem sie alle Mängel haben fahren lassen
dann wird der Tathagata, der beste aller Männer,
der die Wesen so ansieht,
als wären sie sein Sohn Rahula,
für Immer ins Nirwana eingehen
Wenn alle Wesen in Eintracht zusammen wohnen
und das Erwachen völlig realisieren,
nachdem sie alle Mängel haben fahren lassen,
dann wird der Tathagata, der beste aller Männer,
der die Wesen so ansieht,
als wären sie sein Sohn Rahula,
für immer ins Nirwana eingehen.
Wenn bloß der Urin von Moskitos genügt,
um die vier grenzenlosen Ozeane
und die Erde samt all Ihren Hainen zu sättigen,
dann wird der Tathagata, der beste aller Männer,
der die Wesen so ansieht,
als wären sie sein Sohn Rahula,
für immer ins Nirwana eingehen.

"Also, seid nicht unglücklich und weinet nicht, ihr, die ihr den Dharma habt, die ihr dem Dharma gegenüber ehrfürchtig seid! Betrachte den Tathagata als ewig, immerwährend und höchst beständig, denn er ist autonom (aisvarya); denkt nicht, dass er dem Wechsel untertan ist! Mögt ihr den Schutz und das Geheimnis des Mantras von den drei Grundlagen aufrechterhalten, die ewig sind! Durch das Mantra der drei ewigen Grundlagen werden sogar Bäume, die vom Blitz getroffen worden sind, wieder wachsen und mit schlanken Ästen, sprossenden Blüten und hervorsprießenden Blättern geschmückt werden. Nachdem sie diese ermutigende Erzählung von den Vorteilen der drei ewigen Grundlagen gehört haben, werden die Mitglieder der vier Gruppen - auch diejenigen, die der Meinung sind, dass es unnötig sei, Bodhicitta zu erzeugen - die kausale Basis des Erwachens erzeugen, auf Grund von der allerhöchsten Ewigkeit der drei Grundlagen (d.h, Buddha, Dharma, Sangha). Dies heißt 'freudige Dankbarkeit dem Buddha gegenüber' (buddha-anumodana). Jeder Mönch oder jede Nonne, die die Leute in dieser freudigen Dankbarkeit, die aus den drei ewigen Grundlagen hervorgeht, unterweist, ist es würdig, überall im ganzen Reich Almosen zu verzehren, aber alle anderen sind es nicht. Auf Grund der Wahrheit (satya) des Dharma, mittels dessen Candalas in allen Welten glücklich geworden sind, mögen all jene, die nach dem authentischen Dharma streben, durch diese freudige Dankbarkeit aller Hindernisse und allen Leids enthoben sein."

Darauf verstand die Welt mit ihren Göttern, Menschen und Asuras die Ewigkeit des Tathagata völlig. Ihre Gedanken wurden freudig, heilsam, ohne Verdunkelungen und frei von inneren Beschäftigungen, ihre Gesichter wie völlig aufgeblühte Lotosblumen, und dann führten sie die Riten eines großen göttlichen Opfers aus und streuten Blumen, Puder und mit Räucherwerk und Salben geschmierte Dinge umher und spielten auch zärtliche Musik.

Dann sprach der Bhagavat zum Bodhisattva-Mahasattva Maha-Kasyapaika-Gotra: "Edler Sohn, hast du heute hier Wunder gesehen?"

Maha-Kasyapaika-Gotra erwiderte: "Bhagavat! Ich habe erstaunliche Wunder gesehen, die ich nie zuvor gesehen habe. Ich habe gesehen, wie jeder Tathagata mitsamt seiner Mönchsgemeinde die von jeder Gruppe angebotenen Speisen zu sich nahm. Ich habe gesehen, wie die zahlreichen großen Körper der Tathagatas bequem auf jenen Sitzen saßen - (Sitze), die auf Flächen nur so groß wie die Spitze einer Ahle geordnet zu sein schienen, und wie sie der Versammlung die 13 Verse der Dankbarkeit entgegenbrachten. All die Wesen wussten nicht, dass das eine magische Schau war, denn jeder glaubte, der Tathagata habe die von ihm angebotene Speise angenommen. Der Bodhisattva-Mahasattva, der beste der Menschen, (nämlich) Manjusri-Kumara-Bhuta sowie andere wussten, dass dies ein erstaunliches Wunder sei, dass weder jene Gemeinden von Mönchen noch die Tathagatas auch nur ein Körnchen des Mahls zu sich nahmen, das Cunda aus 8 Magadha-Maßen von Winterreis zubereitet hatte, indem sie bei sich dachten, dass dies alles (vom Buddha) bloß als eine Demonstration von geschickten Mitteln gemacht wurde. Die Gruppen von Sravakas waren sich dessen nicht bewusst, dass der Tathagata unermesslich und ewig ist".

Dann sagte der Bhagavat zu Cunda, dem Sohn des Schmieds: "Hast du die erstaunlichen Wunder gesehen?"

Cunda antwortete: "Bhagavat! Obwohl Ich früher keinen mit den 32 Hauptmerkmalen und den 80 kleineren Merkmalen ausgestatteten Tathagata gesehen habe, hat sich aber jetzt jeder verwandelt und erscheint als die großen Körper der Bodhisattva-Mahasattvas. Der Tathagata ist zu einem einzelnen Körper wie ein XXXX-Baum geworden und ist von Bodhisattvas umgeben."

(Der Bhagavat) sagte: Frühere Buddhas erschufen Emanationen, um allen Wesen Nutzen, Behagen und Freude zu bringen, aber kein Wesen außer den Bodhisattvas weiß von dieser magischen Schau. In dieser Weise ist die Erfahrungssphäre der Bodhisattvas unermesslich; in dieser Weise sind die Bodhisattvas unermesslich. Die Bodhisattvas, die besten aller Männer, haben die Emanationsmacht (prabhava) der Buddhas. Cunda, Sohn des Schmieds: du hast auch die zehnte Bodhisattva-Stufe erlangt, denn so ist die höchste Vorzüglichkeit der Bodhisattvas."

Maha-Kasyapaika-Gotra fragte: "Bhagavat, so ist es. Unter Bodhisattvas bin Ich dem Cunda, dem besten der Männer, freudig dankbar. Bhagavat! Es ist jetzt angebracht, dass du (diese Frage) über die Darlegung der Sutren *erlaubst: Bhagavat, sind all die Sutren unvollständig (savasesa) in ihren Bedeutungen, oder sind in ihren Bedeutungen vollständig (niravasesa)?"

(Der Bhagavat) antwortete: "Sie sind sowohl unvollständig als auch vollständig in ihren Bedeutungen."

Erkläre bitte was im folgenden unvollständig ist: 'Almosen-Spenden (dana) wird in allen Fällen gelobt, es gibt keinen Fall, wo es getadelt wird.'

"Was bedeutet dieser Vers? Welcher ist der Unterschied zwischen denjenigen, die die Sittenvorschriften aufrechterhalten und denjenigen, die gegen die Sittenvorschriften verstoßen?"

"Mit einer einzigen Ausnahme wird das Almosenspenden in allen Fällen gelobt.'

"Welche ist die Ausnahme?"

"Diejenigen, die gemäß diesem Sutra als solche gelten, die gegen die Sittenvorschriften verstoßen."

"Bhagavat, wenn ich dich Jetzt bitte, mir das genau zu erklären, würdest du bitte ohne Säumnis sprechen!"

"Außer den Icchantikas wird das Almosen-Spenden in allen Fällen gelobt" (d.h, wenn man etwas den Icchantikas schenkt, verdient das nicht, gelobt zu werden).

"Wie steht es mit den Icchantikas?"

"Jeder Mensch, ganz gleich, ob Mönch, Nonne, Upasaka oder Upasika, der dieses Sutra mit schmähenden Worten (apavada) ablehnt und der nachher nicht einmal um Vergebung bittet, hat den Icchantika-Pfad betreten. Diejenigen, die sich der Niederlagen schuldig machen und die die schändlichen Taten verüben, diejenigen, denen das Fürchterliche nichts ausmacht, obwohl sie gut wissen, dass sie sich in eine fürchterliche Lage begeben, die das nicht aufrechterhalten, was den authentischen Dharma herbeiführt und auch nicht streben, den authentischen Dharma zu verkünden, und die so etwas Nicht-Lobenswertes dulden haben auch den Icchantika-Pfad betreten. Ich erkläre auch, dass diejenigen, die behaupten, es gebe keinen Buddha, keinen Dharma und keinen Sangha, ebenfalls den Icchantika-Pfad betreten haben. Außer im Falle jener Icchantikas ist das Almosen-Spenden In allen Fällen etwas Lobenswertes."

"Wer sind diejenigen, die gegen die Sittenvorschriften verstoßen?"

"Es sind diejenigen, die sich der Niederlagen schuldig machen, diejenigen, die die fünf schändlichen Taten verüben und diejenigen, die das Sutra ablehnen."

"Bhagavat, verbleiben sie immer bloße Sittenvorschriften-Übertreter?"

"Es gibt Gründe dafür; also, gewisse werden immer so sein, und andere werden nicht immer so sein. Diejenigen, die, obwohl sie nicht in der Gesellschaft derjenigen wohnen, die mit den Insignien der gefärbten Robe wohnen, die Angelegenheit mit Besorgnis betrachten und bei sich denken: 'Wehe, wir haben uns einer Niederlage schuldig gemacht, wir haben Böses ( dosa) getan!' und sich (der Gemeinde der Mönche) mit folgendem Gedanken unterwerfen (abhyupagacchanti): 'sie verbreiten den authentischen Dharma' , die sich energisch anstrengen und sich dabei denken: 'wir sollten ein Loblied auf jene anstimmen, die das, was mit dem authentischen Dharma im Zusammenhang steht, aufrechterhalten, (wir sollten) Jene, die sich mit dem abgeben, was gegen den Dharma ist, ausstoßen und die unvergleichlichen Sutren rezitieren!' - Ich sage nicht, dass das Leute sind, die gegen die Sittenvorschriften verstoßen. Wieso nicht? Als Beispiel, edler Sohn: eben wie der vergängliche Nebel zerreißt, wenn die Sonne aufgeht, ebenso wird - wenn die Sonne dieses großen Sutras scheint - der unmessbare Haufen der von Wesen verübten bösen Taten ausgemerzt durch derartige meditative Kultivierung. Das Resultat dessen, dass man den authentischen Dharma verbreitet, ist groß. Wenn irgendwelche von denen, die die schändlichen Taten verübt oder das Sutra abgelehnt haben, von Reue gequält werden und bei sich denken: 'Wehe, diese Ablehnung des Sutras wird unser Verderben sein, wir haben Unrecht getan!' und dann sogar bei sich denken: 'das Sutra selbst ist unsre Zuflucht, wir sehen keine andere Stütze!' - so werden die Resultate davon, dass man ihnen Almosen spendet, klein sein, dieweil sie noch nicht zu diesem Sutra Zuflucht genommen haben, ob zwel Wochen lang, einen Monat lang oder wie lange auch immer. Wenn sie zum Sutra Zuflucht genommen haben, werden sie dann gebührliche Empfänger (daksiniya) (der Gaben der Leute). Auch wenn sogar diejenigen, die die schändlichen Taten begangen haben, Reue fühlen, indem sie denken: 'Weh, wir haben auf ungeziemende Weise gehandelt, aber wir werden den authentischen Dharma verbreiten!' - so sind sie nicht als solche anzusehen, die die schändlichen Taten begangen haben, und auch wenn man ihnen nur etwas Unbedeutendes schenkt, wird das ein Resultat hervorbringen. Es entsteht aber im Gegensatz dazu nicht der geringste Vorteil, falls man jenen anderen etwas schenkt, die auf die äußerste Art hartnäckig fortfahren, gegen die Sittenvorschriften zu verstoßen.

"Weiters, edler Sohn, höre mich an, was von jenen zu tun ist, die sich der Niederlagen schuldig gemacht haben. Wenn jemand, der sich der Niederlagen schuldig gemacht hat, Dharma-Tattva (d.i. die allen Dingen zugrunde liegende Realität) und den Tathagatagarbha versteht und bei sich denkt: 'Ich werde den authentischen Dharma verbreiten!" so ist das Almosenspenden auch ihm gegenüber außerordentlich groß (was die heilsame karmische Wirkung betrifft). Als Beispiel, edler Sohn: nimm an, es gäbe eine schwangere Frau, die ins Ausland fuhr, da ihr eigenes Land im Aufruhr war, und sie gebar ein Kind in irgend einem Heiligtum. Nachdem Sie genesen war, trug sie das Kind mit sich und, nachdem der Friede in ihrem eignen Lande wiederhergestellt war, machte sie sich auf den Heimweg. Als sie einen breiten Strom erreichte, geriet sie im Wasser in Schwierigkeiten, als sie dabei war, es mit ihrem Baby zu überqueren. Sie dachte sich: 'Es tut nichts, wenn ich sterbe aber dieses Baby muss auf alle Fälle gerettet werden.' Indem sie sich zu diesem Zwecke anstrengte, kam sowohI sie als auch das Baby ums Leben. Dann, obwohl sie früher äußerst fürchterliche Taten verübt hatte, wurde sie im Paradies geboren - als Folge des aus ihrer Liebe zum Baby entspringenden Gedanken, das Baby müsse gerettet werden. Auf ähnliche Weise werden diejenigen, die, nachdem sie sich der Niederlagen schuldig gemacht und die schändlichen Taten begangen haben, den Dharma verbreiten, würdige Empfänger der Gaben der Leute, als Folge ihres Verbreitens des authentischen Dharma, wenngleich sie - wie jene Frau - früher mal böse Taten verübt haben. Die Resultate davon, dass man den authentischen Dharma verkündigt sind auf diese Art groß."

Bhagavat! Nachdem ein Icchantika in den Icchantika-Zustand verfallen ist, kann er es nachher den drei Grundlagen gegenüber beichten und um Vergebung bitten? Wäre nicht das Ergebnis, indem man sogar ihm (Almosen) spendete, groß sein?"

"Edler Sohnl Sage das nicht! Nimm folgendes als Beispiel: ein gewisser Mann aß eine Mango und warf den Stein dann auf den Boden. Später dachte er bei sich:' Der innere Kern ist vielleicht lecker', und indem er die äußere Hülse entfernte, biss er in den Kern. Aber er stellte fest, dass der Geschmack ganz und gar nicht Iecker war, und er warf ihn weg. Dann dachte er sich: 'Weh, ich habe den Samen nicht richtig behandelt', und so steckte er den Samen in die äußere Hülse wieder, grub in den Boden und pflanzte ihn dort. Und dennoch: obgleich er Milch und geklärte Butter auf ihn goss und obwohl viel Regen auf ihn fiel, wollte der misshandelte Samen nicht sprießen und hatte auch keine Möglichkeit zu sprießen. Dann, als ihm klar wurde, dass dieser Samen nicht wachsen wollte, da er nicht richtig behandelt worden war, saß er einfach niedergeschlagen und schwelgend da. Auf ähnliche Weise hat auch der Icchantika keinen Samen, und es besteht keine Möglichkeit, dass er daran denkt, zu beichten und um Vergebung zu bitten. Daher erwächst einem in allen Fällen kein bedeutendes Ergebnis, wenn man einem solchen Icchantika Almosen spendet. Das Ergebnis davon, dass man Arhats (Almosen) darbringt, ist anders, das Ergebnis davon, dass man Pratyekabuddhas (Almosen) darbringt, ist anders, das Ergebnis davon, dass man Tathagatas (Almosen) darbringt, ist anders. Also sind die Ergebnisse des Almosen-Spendens nicht in allen Fällen groß."

"Warum hat der Bhagavat diesen Vers geäußert, der zwei Bedeutungen hat?"

"Es gibt einen Grund dafür. Vorher gab es einen Upasaka von Rajagrha, der keinen Glauben hatte und der die Nirgranthas (d.h, die Jainas) bevorzugte. Als er mich fragte, ob es einen Zweck habe, Almosen zu spenden, da lehrte ich ihn als Antwort diesen Vers, nämlich, dass das Almosenspenden in allen Fällen lobenswert sei. Ich habe die implizite Bedeutung (sandha-vacana) dieses Verses um der Bodhisattvas willen gelehrt, denn es ist nicht der Fall, dass ich dieselbe Bedeutung des Verses bei jeder Gelegenheit gelehrt habe. Du solltest einsehen, dass das Wort 'alle' von den Umständen abhängig ist, denn das Wort ist nicht vollständig (savasesa). Bodhisattvas, die vorzüglichsten aller Männer, sollten die, die gegen die Sittenvorschriften verstoßen, entfernen, als wären sie Unkraut auf dem Felde.

"Überdies, edler Sohn, habe ich früher diesen Vers gelehrt:

'In allen Flüssen fließt das Wasser in Krümmungen,
alle Wälder sind nur Bäume,
alle Frauen sind hinterlistig,
alles Isvara ist glücklich.'

Der Sinn (engl.: "mind") der Frau ist betrügerisch und fürchterlich."

Dann erhob sich Manjusri-Kumara-Bhuta von seinem Sitz und neigte seinen Kopf zu den Füßen des Bhagavat. Er sprach dann diesen Vers zum Bhagavat:

"Nicht alles Wasser in allen Flüssen fließt in Krümmungen,
nicht alle Wälder sind nur Bäume,
nicht alle Frauen sind hinterlistig,
nicht alles Isvara ist glücklich.

Aus diesem Grunde war jenes Dharma-Tor, das der Bhagavat also ausdrückte, nicht gut gesprochen. Ich bitte ihn, mir den Grund dafür zu erklären. In dieser Dreitausend-Großen-Tausender-Welt gibt es gegen Westen einen Kontinent, der Godaniya heißt, und es gibt dort einen Fluss, der *Sabaya ("gerade fließend") heißt, der in einer geraden Linie vom westlichen Ozean bis zum östlichen Ozean fließt wie die Markierungsschnur eines Zimmermanns. Wenn der Bhagavat sagt, dass nach den Vaipulya-Sutren 'alle' unvollständig sei, so bitte ich ihn, mir ehrlich zu sagen, in welchen der Sutren der Vaipulya-Schriften der Fluss Sabaya erklärt wird? Nimm zum Beispiel an, es war ein Bergmann (*snayuka), ohne Geschicklichkeit in Sachen Minen, der behauptete, es gäbe kein Gold, obwohl es da lauter Gold gab, dann würde man sagen, sein Wissen sei unzureichend, ein bloßes Bruchteil der Wissenschaft.

Die Worte 'alle Wälder sind nur Bäume' sind unvollkommen in ihrer Bedeutung, denn es gibt viele Arten Wälder - das heißt, es gibt auch Wälder aus Gold oder Beryll. Ebenfalls sind die Worte 'alle Frauen sind hinterlistig' unvollständig in ihrer Bedeutung, denn es gibt viele Frauen, die die Sittenvorschriften aufrechterhalten, die frei vom Haften und ohne Gier sind. Die Worte 'alles Isvara ist angenehm' sind auch unvollständig, denn, obwohl Cakravartins (Weltenherrscher) und Buddhas in der Tat am meisten Isvara sind, sind auch sie dem Tod und der Aufhebung (ihrer weltlichen Existenz) ausgesetzt, während diese Brahma-Isvaras auch dem Fallen ausgesetzt sind (d.h, diese Götter werden später einmal als niedere Geschöpfe wiedergeboren werden also fallen"). Daher XXXXX ich, dass sie nicht Isvara sind. Ewiges und festes Isvara ist das Isvara des höchst glücklichen Nirwana.'"

(Der Bhagavat) sagte: Nimm an, Manjusri, ein Arzt behandelt die Krankheit des Sohnes eines bedeutenden Bürgers. Wenn er etwas Arznei-Butter erhitzt und ihn sie trinken lässt, versucht der Kranke viel der Butter zu trinken. Der Arzt sagt ihm dann: 'ein starker Mensch ist imstande, die Butter zu verdauen, auch wenn er viel davon trinkt, aber du bist nicht stark, also trinke nicht allzu viel der Butter! Obgleich Butter in der Tat ein Heilmittel ist, wirst du frühzeitig sterben, wenn du zu viel trinkst.' Wenn man bedenkt, dass er ihm zu helfen wünschte, hat denn jener gütige Arzt auf unangebrachte Art gehandelt, was die wahre Sachanlage betrifft? Der Buddha-Bhagavat hat auf eine ähnliche Weise (gehandelt), um den Stolz von Königen, Ministern und Königinnen zu reinigen. Weil sich Prasenajit, König von Kosala, fürchtete und sich Sorgen machte, dass seine Königinnen geschlechtlich mit anderen verkehrten, hat der Tathagata, in Bezug auf König Prasenajit, wie der Arzt gesprochen, der (also) anhebt: 'In allen Flüssen fließt das Wasser In Krümmungen'. Der Tathagata war nicht verwirrt, als er sagte, 'in allen Flüssen fließt das Wasser in Krümmungen'. Wenn er verwirrt wäre, würden sich der Himmel und die Erde umkehren. Daher habe ich von 'allen' gesprochen, als ob es vollständig wäre, obgleich es (eigentlich) nicht vollständig ist. Es ist vortrefflich, Manjusri, echter Führer der Leute, vortrefflich, dass du das Verständnis also förderst, um allen Wesen Nutzen zu verschaffen."

Dann sprach Manjusri-Kumara-Bhuta diesen Vers zum Bhagavat:

"'Prüfe das, was du getan und gelassen hast,
aber prüfe nicht das, was andere
getan und gelassen haben,
auch Ihre *Inkonsequenzen nicht.'

"Das Dharma-Tor, das der Bhagavat also ausdrückte, war nicht gut gesprochen. Ich bitte ihn, mir den Grund dafür zu geben. In den 9 Zweigen der Schriften hat der Bhagavat das gepriesen, was sein eigen ist, während er andere angeschwärzt und getadelt hat, indem er sagt, die Nirgranthas seien alle der Hölle und die 96 heterodoxen Lehrer zu den unglücklichen Fährten (gati) bestimmt, während all die Söhne Buddhas dem Nirwana bestimmt seien. All jene, die Rechtschaffenheit, den Kodex der Sittenvorschriften und die Observanz aufrechterhalten und die ihre seelischen Kräfte unter Kontrolle halten, seien zu den Himmeln bestimmt und befänden sich mit dem Dharma im Einklang. Auf diese Weise hat der Bhagavat auch Dinge gesagt, die anderen gegenüber kritisch sind."

Dann sagte der Bhagavat zu Manjusri-Kumara-Bhuta: "Edler Sohn! Welcher war der Grund und welche waren die Umstände, warum ich meine Lehre erteilte, dass man die *Inkonsequenzen von anderen nicht prüfen sollte? Es wurde im Zusammenhang mit Ajatasatru gelehrt, denn der Bhagavat-Buddha lehrt nicht ohne einen kausalen Grund und im Gegensatz zu den Tatsachen, sondern tut es, indem er die kausalen Umstände und die Bedingungen bedenkt. Früher ist Ajatasatru - nachdem er seinen Vater ermordet hatte - zu mir gekommen und hat mir auf höhnische Art folgende Frage gestellt: 'Ist der Bhagavat allwissend oder nicht? Wenn du allwissend bist, warum hast du denn Devadatta (erlaubt), dem Mönchstum beizutreten? Wenn du damals gesehen hättest, dass er dir wiederholt über viele Tausende von Existenzen in der Vergangenheit hin gefolgt und dir Schaden zugefügt habe, wie hättest du, der du allwissend bist, nicht sehen können, dass er (auch) dieses Mal gekommen, um sich dir zu widersetzen?' Ich habe ihm dann belehrend diesen Vers als Antwort gegeben, nämlich, dass man die *Inkonsequenzen von anderen nicht zu prüfen habe. Ich habe ihm gesagt: 'O großer König, du hast deinen Vater ermordet! Reinige dich des virulenten Gifts der schändlichen Tat, die du verübt hast! Verstehe das, O König, ohne dich um die Mängel anderer zu kümmern.'

Ferner, die *Inkonsequenzen anderer sollten (doch) auch geprüft werden, denn man sollte sich damit abgeben, die Fehler derjenigen zu prüfen, die im Zusammenhang mit dem Sittenkodex und der Observanz erwähnt werden. Das ist die Lehre des Buddha. Diejenigen, die die *Inkonsequenzen anderer prüfen, sollten sich darüber im klaren sein, dass das, was von selbst und von anderen getan wurde, sowohl einem selbst als auch anderen gehört. Ich sage, dass diejenigen, die auf diese Art ständig auf das, was von anderen getan wird achten, meine Sravakas (Anhänger) sind."

Dann sagte der Bhagavat folgendes zu Manjusri-Kumara-Bhuta:

"'Alle fürchten sich vor Strafen,
alle fürchten sich um den Verlust des Lebens;
denke darüber nach, wie du dich fühlen würdest,
und schlage nicht und töte nicht.'"

Dann sagte Manjusri-Kumara-Bhuta zum Bhagavat:

"'Nicht alle fürchten sich vor Strafen,
nicht alle fürchten sich um den Verlust des Lebens;
denke darüber nach, wie du dich fühlen würdest
und denke daran, zweckmäßig zu handeln.'"

"Daher war jenes Dharma-Tor, das der Bhagavat also zum Ausdruck brachte, nicht gut gesprochen.

'Kein Schaden kann einem Arhat zugefügt werden,
auch einem Cakravartins (Weltenherrscher)
und seinem kostbaren Elefanten und seiner Königin,
sowie seinem kostbaren Haushalter und seinem Pferd nicht.'

"Schaden kann ihnen nichts, was ihnen - egal, von wem auch immer in der Welt mit deren Göttern, Menschen und Asuras angetan wird, denn es ist nicht einmal möglich, dass grimmige Feinde mit mächtigen Waffen ihnen schaden könnten. ihnen wird auch nicht von den Göttern, Dämonen und Brahma Angst eingejagt. So sollte man sagen, dass sich diese Leute von nichts schaden lassen. Obwohl es manchmal vorkommt, dass ein Held in der Schlacht, eine Frau, die nicht mit der Mätresse konkurriert, ein Löwe, ein gut dressiertes sindu-Pferd, und ein Mönch, der die Sittenvorschriften einhält, vielleicht von irgend einem Schaden verletzt werden können, haben sie dennoch Angst vor nichts. Weil jene Zeile, 'alle fürchten sich vor Strafen', in ihrer Bedeutung unvollständig ist, habe ich hier zusammengefasst.

"Die Zelle, 'denke darüber nach, wie du dich fühlen würdest', ist ebenfalls unvollständig in ihrer Bedeutung, denn Arhats sind in der Welt dafür bekannt, dass sie sich selbst und andere Leute gleich behandeln. Wenn man sagt, dass Arhats auf sich selbst bedacht seien und Rücksicht auf ihr eignes Leben hätten, so wäre eine solche Ansicht die von jenen, die nur begrenzten Verstand besitzen, und (diese Ansicht) würde auf einen Arhat hindeuten, der negative Neigungen besäße. Diese Art falscher Ansicht, die solche Ideen über das Leben postuliert, wird als Ergebnis solcher Verwirrtheit rasch zur Wiedergeburt in der Avici-Hölle führen. Auch wenn gelegentlich gewisse Leute vielleicht mit dem Gedanken spielen mögen,einen Arhat zu ermorden, kann Letzterer unmöglich von diesen Leuten umgebracht werden. Auch wenn ihm viele Leute trotzig entgegentreten, kann er keinen Schaden erleiden, der ihn ums Leben bringen würde."

Der Bhagavat sagte: ' Ich betrachte andere als mich selbst aus Mitleid mit lebenden Kreaturen. Man soll Arhats als jenseits allen Vergleichs und als ohnegleichen wegen ihrer Lebensschonung (ahimsa) ansehen, und so sollte man nie daran denken, sie zu ermorden. Also, der Buddha lehrt nicht ohne einen kausalen Grund oder im Gegensatz zu den Tatsachen. Dieser Vers wurde im Zusammenhang mit einem Hirschjäger in Rajagrha gepredigt. Nachdem er einen Hirsch getötet hatte, lud er mich ein, ein Mahl, welches Fleisch enthielt, einzunehmen. Ich nahm seine Einladung an und lehrte dann diesen Vers, weil ich (alle Wesen) als Rahula ansehen:

'Alle fürchten sich vor Strafen,
alle fürchten sich um den Verlust des Lebens;
denke darüber nach, wie du dich fühlen würdest
und schlage nicht und töte nicht.'
Du Scharfsichtiger (dirgha-darsin),
mögest du scharf sehen und langlebig sein!
Mögest du die Bedeutung
der Zeichen des Lebensverlusts verstehen!

"Es ist vortrefflich, Manjusri, echter Führer der Leute unter den Bodhisattvas, vortrefflich! Es ist vortrefflich, dass du also diese Fragen über die implizite Bedeutung (sandha-vacana) stellst, um allen Wesen Nutzen zu bringen."

Dann sprach Manjusri-Kumara-Bhuta diesen Vers zum Bhagavat:

"Wie fahren wir zur Hölle,
indem wir unsre Eltern in der Art und Weise ehren
in der Art und Weise wie wir unsre Mutter ehren
und auch unsren Guru verehren?"

Dann sprach der Bhagavat folgenden Vers zu Manjusri-Kumara-Bhuta :

In diesem Fall ist das Anhaften die 'Mutter',
und Verblendung heißt der ' Vater' ;
wer auch immer diese beiden Faktoren ehrt,
fährt zur fürchterlichen Avici-Hölle."

Dann sprach der Bhagavat ebenfalls diesen Vers zu Manjusri-Kumara-Bhuta:

Alle leiden unter der Herrschaft eines anderen,
glücklich sind die, die selbständig sind;
alle, die vom Stolz beherrscht sind, sind unbändig,
gut sind alle, die gefällig sind.'

Dann sagte Manjusri-Kumara-Bhuta folgendes zum Bhagavat: "Das Dharma-Tor, das der Bhagavat also zum Ausdruck gebracht hat, war nicht gut gesprochen. Wenn ein gewisser Bürger seinen Sohn einem Lehrer junger Kinder anvertraut, befindet sich jenes Kind nicht unter der Herrschaft eines anderen? Es läuft den Tatsachen zuwider, wenn man sagt, er sei unter der Herrschaft eines anderen, und es lauft den Tatsachen ebenfalls zuwider, wenn man sagt, er sei selbständig. Dieser dharma (Phänomen) ist sehr schwer zu bestimmen. Nun, wenn man sagt, ein gewisser Prinz sei selbständig, einer, der für die Erziehung nicht aufgeschlossen und der überhaupt nichts lernt, der dann je nach Laune umherwandert, dann läuft das den Tatsachen völlig zuwider. Wenn man sagt, er sei unter der Herrschaft eines anderen, so widerspricht das den Tatsachen nicht. Dieser dharma ist sehr schwer zu bestimmen. Was den Ausdruck, 'unter der Herrschaft eines anderen', betrifft: da er böse Taten verüben und sterben wird, wenn er selbständig ist, so ist die Bedeutung der Aussage des Bhagavat hier unvollständig. Deswegen bedeutet es weder Leid, wenn man sich unter allen Umständen unter der Herrschaft eines anderen befindet, noch etwas Angenehmes, wenn man unter allen Umständen selbständig ist.

"Die Bedeutung der Aussage, 'all, die vom Stolz beherrscht sind, sind unbändig', ist auch unvollständig, denn es stimmt nicht, dass alle, die vom Stolz beherrscht sind, unbändig sind. Wenn jemand - von seinem Stolz getrieben in die Hauslosigkeit zieht, darf man dann angesichts dieser in die Hauslosigkeit gezogenen Person behaupten, dass alle, die vom Stolz beherrscht sind, unbändig seien? Er ist frei vom Stolz, erhält die Sittenvorschriften und die Observanz aufrecht und bändigt seine seelischen Kräfte. So ist es nicht der Fall, dass alle, die vom Stolz beherrscht sind, unbändig sind.

"Die Bedeutung der Aussage, 'gut sind alle' die gefällig sind', ist ebenfalls unvollständig, denn es stimmt nicht, dass alle, die freundlich sind, gut sind. Nach der Lehre (dieses Sutras): wenn die, die die Insignien der gefärbten Robe tragen, jenen, die sich der Niederlagen schuldig gemacht haben, erlauben, in ihrer Gesellschaft zu bleiben, auch wenn sie selber dies als geziemend ansehen, so werden sie in den Höllen wiedergeboren werden. Es liefe den Tatsachen zuwider, wenn man sagte, solche Leute seien gut. Die, die jene, die sich der Niederlagen schuldig gemacht haben, veranlassen, zum Laienleben zurückzukehren, sind wahrhaft gut im weiteren Sinne. Man sollte sagen, dass diejenigen, die sich der Niederlagen schuldig gemacht haben, nicht gut sind; aber diejenigen, die ihnen erlauben zu bleiben, sind ebenfalls nicht gut. Also, wenn man bedenkt, dass nicht alle, die gefällig sind, gut sind, was beabsichtigte der Gott der Götter, der Buddha-Tathagata, indem er diese Aussage machte?"

Dann sagte der Bhagavat zu Manjusri-Kumara-Bhuta: "Buddhas sagen keine unbegründeten, den Tatsachen zuwiderlaufenden Dinge, sondern sie sprechen mit Rücksicht auf Kausalumstände und Bedingungen. In Rajagrha verließ Subhadra, Tochter eines Bürgers aus Kodya, das Haus ihres Vaters und kam mit der Absicht, in die Heimatlosigkeit zu ziehen, zum Tathagata. Dessen eingedenk, dass die, die Frauen sind, unter der Herrschaft anderer stehen, während die, die Männer sind, selbständig sind, nahm sie zum Buddha, zum Dharma und zum Sangha Zuflucht. Indem er ihre Gedanken kannte, sprach der Bhagavat jenen Vers zu ihr, welcher (mit den Worten) anhob: 'alle leiden unter der Herrschaft anderer. ' Es ist vortrefflich, Manjusri, echter Führer der Leute unter den Bodhisattvas, vortrefflich dass du auf solche Weise diese Fragen über die implizite Absicht (sandha-vacana) (meiner Worte) stellst, um allen Wesen nützlich zu sein."

Dann sprach der Bhagavat diesen Vers zu Manjusri-Kumara-Bhuta:

"'Alle sind vom Essen abhängig,
alle, die frei von Habsucht sind, sind XXX;
die Mängel (dosa) des Essens führen zur Krankheit,
glücklich sind diejenigen, die mit Brahmacarins verkehren.'"

Manjusri sagte: "Bhagavat! Nun du die von Cunda dargebrachten Almosen reichlich eingenommen hast, machst du dir Sorgen um die Mängel des Essens?"

Dann sagte der Bhagavat zu Manjusri-Kumara-Bhuta: "Nicht alle Wesen sind vom Essen abhängig, nicht all jene, die frei von Habsucht sind, sind XXXXX, nicht alle werden durch die Mängel des Essens krank, und nicht alle, die mit denjenigen verkehren, die den heiligen Lebenswandel führen, sind glücklich. Manjusri, wenn du krank wirst, so werde ich auch krank.

"Arhats und Pratyekabuddhas,
Bodhisattvas und Tathagatas
nehmen nie Essen zu sich:
das ist die Natur (dharmata) der Buddhas.

"Arhats, Pratyekabuddhas, Bodhisattvas und Tathagatas verzehren kein Essen, und doch nehmen sie auch Billionen von Almosen an, und sie mahnen auch (andere), Almosen zu spenden. Sie loben Dana-Paramita (vollkommene Freigebigkeit), damit die Wesen endgültig vom Ozean der Höllen, der Tiere und der hungrigen Geister befreit werden können, und doch nehmen sie nichts zu sich. Man sollte den Tathagata nicht so ansehen, als wäre er wie alle anderen Wesen und dabei sagen, dass er infolge sechs Jahre asketischer Praktiken geschwächt wurde. Diejenigen, die den Strom des Anhaftens überquert haben, sind unwandelbar-fest (dhruva), denn diese Helden lassen sich nicht auf die menschliche Sphäre von Taten ein. Auf ähnliche Weise sind die Macht und die Erkenntnisbereiche meiner Sravakas unvorstellbar. Du sollst wissen, dass die Bedeutung der Aussage, dass alle Wesen vom Essen abhängen, unvollständig ist.

"Die Bedeutung der Aussage, 'alle, die frei von Habsucht sind, sind XXXX', ist auch unvollständig, denn es gewisse heilige Leute, die Gier nach dem (wahren) haben und die dennoch das Glück erlangen. Die Bedeutung der Aussage, 'alle werden krank wegen der Mängel (dosa) des Essens', ist auch unvollständig, denn es gibt auch zufällige Krankheiten wie zum Beispiel jene, die durch Dornen und so weiter verursacht werden. Die Bedeutung der Aussage, 'alle, die mit denjenigen verkehren, die den heiligen Lebenswandel fahren, sind glücklich', ist auch unvollständig, denn es gibt eigentlich vielerlei Lehren (dharma) sowie auch verschiedene Handlungen unter den weltlichen (Philosophen), die mit denen, die den Dharma aufrechterhalten, im Einklang stehen, aber wie kann jemand glücklich sein, indem er mit denjenigen verkehrt, die ihre Körper mit verschiedenen Arten Abstinenz (upavasa) quälen? Wenn dem so wäre, würde es den Tatsachen zuwiderlaufen. Also, der Buddha lehrt nicht, ohne die Kausalumstände (in Betracht zu ziehen) und nicht im Gegensatz zu den Tatsachen - du solltest wissen, dass er die zutreffenden Kausalumstände und Bedingungen bedenkt, wenn er jemanden lehrt, der auszubilden ist. 'Der überweltliche Dharma ist das vorzüglichste Glück'. Dieser Vers wurde für den Brahmanen *Elagra aus der Stadt Ujjayini gepredigt. Der Brahmane *Elagra gab sich (damals) einer Fastenzeit von 4 Tagen hin und kam zu mir. Ich predigte dann den Vers, der so anhebt: 'alle Wesen sind vom Essen abhängig' - um seine falsche Ansicht über das viertägige Fasten zu verjagen."

Dann sagte Maha-Kasyapaika-Gotra zum Bhagavat: "Bhagavat, was bedeutet 'alles ohne Rest' (niravasesa)? Was ist ' alles'?"

"'Ohne Rest' (*asesa) bedeutet Derartiges: alles, was mit dem Heilsamen in Verbindung steht, ist ewig, ist glücklich. Ein edler Sohn, der nach dem Dharma strebt, soll einsehen, dass gewisse (Lehren) unvollständig und gewisse (andere Lehren) vollständig sind."

"Ah, der Tathagata sieht alle Wesen als seinen Sohn Rahula an. Ich bin höchst erfreut!"

"Ausgezeichnet, edler Sohn, ausgezeichnet! Es ist nötig, sich auf diese Art mit den feinen Einzelheiten zu befassen."

"Bhagavat! Ich beschwöre dich, mir zu sagen, was für Verdienste einem aus diesem großen Mahaparinirwana-Sutra erwachsen!"

Weil die Wahrnehmungssphäre des Buddha unvorstellbar (d, h. jenseits der Vorstellungskraft) ist, lässt sich (das Verdienst), den Titel dieses Sutras zu hören, nicht mit bloßen Worten - nicht einmal (mit den Worten) von Sravakas und Pratyekabuddhas - ausdrucken."

Dann äußerten die Götter, Menschen und Asuras einstimmig diesen Vers dem Bhagavat gegenüber:

"O unvorstellbarer Buddha, der du den

unvorstellbaren Dharma darlegst:
der Dharma und der Sangha hängen von dir ab!
Daher flehen wir dich an, O Herr, hier zu verweilen,
bis die Mönche Kasyapa und Ananda ankommen!
Der König von Videha, Ajatastru,
dein vortrefflicher Freund, deinem Herzen lieb,
ist auch noch nicht da - nimm (also) deinen
letzten Abschied nicht!
Allwissender, du hast unsere Zweifel verscheucht!"

Dann sagte der Bhagavat zu Ihnen:

"Mein vorzüglichster Sohn, der Altere Kasyapa
und der weise Ananda werden eure Zweifel verscheuchen.
Härmt euch nicht, sondern gebt Acht auf meine Worte:
wisst was ewig ist und was es nicht ist!"

Dann brachten all die da versammelten Gruppen dem Bhagavat eine große Opfergabe dar, und nachdem sie ein Bestrebungs-Gelübde geäußert hatten, Anuttara-Samyak-Sambodhi (das höchste und vollkommene Erwachen) zu erlangen, erzeugten so viele Wesen wie Sandkörner an kankara oder bimbara (Billionen) von Ganges-Flüssen Bodhicitta und erlangten sofort die erste Bodhisattva-Stufe (bhumi).

Dann sagte der Bhagavat zu diesen drei Bodhisattvas, Manjusri-Kumara-Bhuta, dem großen und erhabenen Brahmanen Maha-Kasyapaika-Gotra, und dem Sohn des Schmieds Cunda, der eben in Bodhi (d.h. im Erwachen) geweiht worden war: "Edle Söhne, strengt euch an! Strengt euch an (d.h, bemüht euch unablässig, achtsam den heiligen Lebenswandel zu führen, um das Nirwana zu erlangen)! Meine Hüften schmerzen heftig. Junge Männer, ich möchte mich eine Welle im Spital hinlegen, also legt mich nieder. Manjusri, bringe allen den Dharma bei! Erhebe das Gebrüll eines Löwen! Ich vertraue diese Lehre (d.h, das Mahaparinirwana-Sutra) dir an, bis sowohl der Ältere Maha-Kasyapa sowie Ananda ankommen. Wenn sie kommen, vertraue sie ihnen beiden an!"

Nachdem er dies gesagt hatte, zeigte er sich da verweilend, als ob er krank wäre, um derer willen, die auszubilden waren, und er legte sich in der Hütte auf seine linke Seite hin, um zu schlafen.



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(Das war) "Das Kapitel über die Fragen, die von der Versammlung der Götter, Menschen, Asuras, Kinnaras, Vidyadharas, Raksasas und so fort gestellt wurden" aus den 25,000 Kapiteln (= Versen) des großen Mahaparinirwana-Sutras, der Essenz aller heiligen Schriften des authentischen Dharma, welches einem Uttara-Tantra gleicht, die Quelle des Dharma, der schwer zu erfassen ist, das Sutra, welches einzigartig den Tathagatagarbha offenbart.

(Ins Tibetische) übersetzt und geprüft von den Indischen Pandits Jinamitra und Jnanagarbha zusammen mit dem großen offiziellen Übersetzer, dem Ehrwürdigen Devacandra.

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