Kapitel 4 - Gram

Zu dieser Zeit erbebte dann die große Erde - bewegte sich, erzitterte, wurde hin und her bewegt, widerhallte, stürzte und taumelte. Die ganze Welt, von den weitesten Grenzen des Ozeans bis hinauf zur Brahma-Welt, zitterte von oben bis unten, wie jemand, der von den Leiden einer Störung der Galle ergriffen wird.

Dann wurden alle Götter, Asuras und Menschen verwirrt und fürchteten sich; sie riefen "Weh!" und äußerten dann, indem sie weinten, folgende Verse:

"O Beschützer! Wir beschwören dich mit gesenktem Kopf:
Wenn wir von dir geschieden werden, O Sieger, Bullenkönig,
Werden wir ohne Beschützer sein!
Du hast dich entschlossen, heute ins Nirwana einzugehen,
Und wir sind in den Tiefen des Elends versunken.
O Weiser! Unsere Herzen sind von Sorge erfüllt,
Wie eine Kuh ihrem Kalb gegenüber, das von Dieben abgeführt wird.
So wie irgendein armer Mann ohne Retter, von einer Krankheit erfasst, aber ohne Arzt,

Leichtsinnig schädliche Lebensmittel zu sich nimmt
Und so ums Leben kommt:
Ebenso werden diese Leute von der Krankheit der Kleshas heimgesucht:
Denn ohne dich fehlt ihnen dein heilender Dharma,
Und indem sie sich dem Schaden falscher Ansichten hingeben, sterben sie:

Aus diesem Grunde hilf ihnen und kehre der Welt den Rücken nicht!
So wie die Armen, von der Hungersnot gequält,
In einer Stadt ohne Herrscher,
So wie jemand, der in der Wüste vom Durst geplagt wird,
Ebenso wird es uns ergehen, nachdem du verschieden bist.
Da du, der du von den Lebewesen geliebt bist, ins Nirwana eingehen willst,
Bebt die Erde heftig und die Himmelsrichtungen geraten ganz durcheinander;
Sogar die großen Meere werden heftig aufgewühlt,
Und wir alle erleben Kummer.

Großer Weiser, heute gehst du ins Nirwana ein:
Nachdem du verschieden bist, wird die Sonne zur Erde herunterstürzen,
Werden die großen Meere austrocknen,
Und wir wären alle besser dran, wenn wir tot wären!
Eben wie (sogar) ein starker Mann äußerst leiden würde,
Wenn er im Schlamm ausrutschen würde,
Während er einen Elefant aus dessen Stall führte,
Ebenso werden wir alle niedergedrückt sein.
So wie ein Einzelkind hofft, dass seine Eltern nicht sterben,
Ebenso hoffen wir auch, dass du nicht ins Nirwana eingehst;
Wenn du dich vom Nirwana nicht abwendest,
So werden wir alle mittellos sein.
Wenn (sogar) zahlreiche Tiere vor Pein schaudern,
Da sie sehen, wie du den Weg zum Nirwana gehst,
Wie sollten wir nicht ebenfalls vor Pein schaudern?
Wirf uns nicht ab wie Speichel!
So wie die aufgehende Sonne
Die Finsternis durch ihr eigenes strahlendes Licht vertreibt,
Ebenso vertreibst auch du mit den Siddhis (übernatürlichen Mächten) die Finsternis des Leidens
Und stehst wie (der Berg) Sumeru inmitten des Sangha (d.i. der Mönchsgemeinde).

"Als Beispiel, Erhabener: ein gewisser König hat einen schönen und liebenswerten Sohn, den er die Regierungskunde (niti-sastra) lernen lässt, dann aber befiehlt er, dass man ihn (d.h. den Sohn) zu erschlagen habe. Auf diese Weise sollten wir, die Söhne des Erhabenen, der du das Rad des authentischen Dharma drehst, und die wir die rechte Ansicht entwickelt haben, nicht umkommen. Also, Erhabener, erschlage uns nicht wie den Sohn des Königs - zu diesem Zwecke beschwören wir den Erhabenen, lange (auf der Erde) zu verweilen.

"So wie ein gewisser Mensch, der die Kunst des Debattierens aus Büchern gelernt hat, trotzdem Angst (vor einer wirklichen Debatte) haben mag, flöße du (uns) auf ähnliche Weise keine Angst ein. Da du Erkenntnis von der Realität (tattva) hast, lass uns nicht in die Höllen fallen! Lass uns den Geschmack des Dharma-Nektars genießen, und bleibe auf längere Zeit unter uns!

"So wie ein gewisser Mensch im königlichen Kerker, der erst jetzt die Qualen der Folter erleidet, von einem anderen Menschen vielleicht gefragt werden mag, wieviel er leide, wohl antworten könnte: 'Es ist so: wenn ich von diesen Qualen befreit werden könnte, wäre so etwas Nirwana, wäre es ein wonniges Erlebnis' - in gleicher Weise, wenn du bei uns bleiben wolltest, würden wir alle Nirwana erleben, wie wenn wir aus dem königlichen Kerker befreit würden. Zu diesem Zweck beschwören wir den Tathagata, auf lange Zeit unter uns zu bleiben.

"Als Beispiel, Erhabener: ein gewisser Arzt, der im achtgliedrigen Ayurveda (traditionelle indische Medizin) bewandert ist, wird vielleicht die höchsten Lehren (uttara-tantra) seinem eigenen Sohn übermitteln, aber er lehrt sie nicht seine Studenten, weil er Angst hat, dass sie ihm dann ebenbürtig würden. In selbiger Weise, O Dharma-König, großer Arzt der du nicht geizig bist: handle nicht auf dieselbe Art in Bezug auf die höchsten Lehren des Mahayana (mahayana-uttara-tantra), sondern verweile unter uns auf lange Zeit!

"Es ist genau wie im Falle eines Wagenlenkers, der in der Kunst des Wagenlenkens geschickt ist: vielleicht würde er die höchsten Lehren seinem eigenen Sohn übermitteln, was das Treffen der Ziele im Zusammenhang mit deren Schall (sabda-vdha) betrifft, aber er würde sie nicht seinen Studenten übermitteln wollen. Dasselbe trifft auf andere Arten des Könnens und Wissens (vidya-sthana) zu.

"Zum Beispiel, Erhabener: jeder Mensch, egal ob jung, alt oder gebrechlich, wird in große Schwierigkeiten geraten, wenn er von einem guten Weg abkommt und auf einen bösen (Weg gerät). In gleicher Weise, O Erhabener, werden Lebewesen, die einen bösen Weg gehen, die Leiden der Höllen erfahren, nachdem sie aus diesem Leben geschieden sind. Erhabener, du, der du den Weg zeigst, bleibe unter uns auf lange Zeit!

"Das gleiche trifft im Detail auf die 96 Außenseiter (tirthikas) und die 45 Verse zu."

Dann sprach der Erhabene zu diesen Mönchen: "Mönche! Strengt euch fleißig an, ohne törichte Schreie des Kummers auszustoßen, wie es die Menschen und Götter tun!"

Dann wurden die Götter, Asuras und Menschen, als sie die weisen Worte des Erhabenen vernahmen - Worte, die zur Realität (tattva) führen - von Qualen erfüllt, wie Eltern, deren einziges Kind gerade gestorben und auf dem Friedhof bestattet worden ist.

Daraufhin sprach der Erhabene folgende Verse zu ihnen:

"Ihr solltet bestimmt beruhigt sein!
Seid nicht trostlos und klaget nicht!
Dies ist der Dharma der Buddhas.
Erfreut euch an Achtsamkeit,
Und verweilt nicht in Unachtsamkeit!

"Stellt mir jetzt Fragen, und ich werde alles erklären, falls ihr irgendweiche Ungewissheit, Unentschlossenheit oder Zweifel über irgendweiche der vielen Aspekte des Dharma habt, wie z.B. was leer ist und was nicht leer ist: was ewig ist und was nicht-ewig ist: was eine Zuflucht ist und was keine Zuflicht ist: was ein Geschöpf ist und was kein Geschöpf ist: was eine Stütze ist und was keine Stütze ist: was immerwährend ist und was nicht immerwährend ist: was fest ist und was nicht fest ist: was ein Wesen ist und was kein Wesen ist: was wirklich ist (d.h. was Realität ist) und was nicht wirklich ist: was wahr ist und was nicht wahr ist: was Nirwana ist und was kein Nirwana ist: was geheim ist und was nicht geheim ist: oder was dualistisch ist und was nicht-dualistisch ist. ich werde euch auch den äußerst vortrefflichen Nektar (d.h. den Trank der Unsterblichkeit - nämlich den authentischen Dharma) offenbaren, und danach werde ich ins völlige Nirwana eingehen.

"Mönche! Das Entstehen eines Buddha ist rar, das Erlangen eines Menschen-Körpers ist rar, eine Fülle von Glauben ist rar. Eine intakte und unversehrte Fülle von Geduld und Moral ist äußerst rar. Arhatschaft ist rar in der Welt, wie Sandkörner von Gold und (wie) die Blumen des Udumbara-Baumes

"Mönche! Es ist wie folgt: diese Erde, an allen Orten, ist es, was alle Lebewesen unterhält: auf ähnliche Weise sollt ihr die verschiedenen Lehren meines Dharma, die Ambrosia von der Stadt der geheimen Befreiung auf diese Art betrachten. ich habe für alle Lebewesen und für alle Mönche, die meine Söhne sind, viel Dharma fest errichtet. Überdies werde ich die Größe der Tugenden/Eigenschaften (gunas) des Tathagata verkünden, um allen Wesen Nutzen zu bringen, und nachdem ich sogar einen Vortrag gehalten habe über den Punkt eines einzigen Buchstaben (??), werde ich ins völlige Nirwana eingehen."

Dann, als jene Mönche hörten, dass der Tathagata ins völlige Nirwana eingehen wollte, wurden sie niedergeschlagen. Indem sie, 'wie schrecklich!' murmelten und ihre Augen mit Tränen schwammen, neigten sie ihre Köpfe bis zu den Füßen des Tathagata und umwandelten ihn viele Male. Dann sagten sie folgendes zum Erhabenen: "Erhabener! Du hast uns (in) deiner Lehre mitgeteilt, dass (die Meditation über) das Leiden, die Vergänglichkeit und das Nicht-Selbst äußerst vortrefflich sei, so wie der Fußabdruck eines Elefanten der größte aller Fußabdrücke sei. So würden wir unser Haften an (den Bereich der) Begierde entwurzeln, unser Haften an (den Bereich der) Form entwurzeln, unser Haften an (den Bereich der) Formlosigkeit entwurzeln, wenn wir wiederholt an der Vorstellung der Vergänglichkeit festhalten und sie meditativ kultivieren würden: alle Unwissenheit wäre (dann) entwurzelt: aller Dünkel würde völlig vernichtet werden.

"Erhabener! Ein Beispiel: so wie der Bauer im Herbst alles Unkraut mittels intensiven Pflügens ausjätet, so steht auch dies, Erhabener, in Verbindung mit dem, was du im Sutra über die Parabel des Elefanten-Fußabdrucks (hasti-pada-upama-sutra) gelehrt hast: 'Ihr werdet euer Haften an (den Bereich der) Begierde vernichten, euer Haften an (den Bereich der) Form vernichten, euer Haften an (den Bereich der) Formlosigkeit vernichten, wenn ihr euch immer wieder der Vorstellung der Vergänglichkeit hingebt und sie meditativ kultiviert; alle Unwissenheit wird (dann) vernichtet werden; aller Dünkel wird (dann) völlig entfernt werden. Unter allem Pflügen ist das Pflügen im Herbst das Vortrefflichste.

"Erhabener! Als Beispiel: so wie ein König - wenn die Stunde des Todes naht - seinen Kerker leert, die Leute von den Leiden der Folter seines Kerkers befreit und dann (selbst) sterben mag, ebenso flehen wir dich an, O Erhabener, denjenigen die Fesseln der Unwissenheit zu zerschlagen, die sich im Kerker der verschiedenen Arten von Unwissenheit befinden, und dich (erst) dann völlig zu nirvanisieren. (= ins vollkommene Nirwana einzugehen).

"Erhabener! Ein Beispiel: ein Mensch, der von bhutas oder pisacas (d.i. feindseligen dämonischen Wesen) verhext worden ist, wird dann vielleicht einem großen Arzt begegnen, der ihn von allem Schaden, den ihm die bhutas und die pisacas zugefügt haben, befreit. Auf ähnliche Weise, nachdem sie dir begegnet ist, wird die ganze Schar der Sravakas (d.i. der nicht so fortgeschrittenen Studenten Buddhas) vom Schaden völlig befreit, den die verschiedenen Arten der bhutas und pisacas der Unwissenheit ihr zugefügt haben, und sie wird unmittelbar die vollkommenste Einsicht (prajna-paramita) erlangen.

"Erhabener! Als Beispiel: nachdem ein Elefanten-Meistertrainer einen großen brunftenden Elefanten mittels eines großen Lassos gebändigt hat, schneidet er das Lasso ab und lässt den Elefanten frei laufen. In ähnlicher Weise, O Erhabener, nähern (agata) wir uns - nachdem wir das große Lasso vom ahamkara, mamakara, irsya, kusida, matsarya und sathya abgeschnitten haben - dem Tathagata, dem großen Elefantentrainer-Meister, der die 57 Elefanten der Kleshas (negativer Charakterzüge) völlig vernichtet.

"Erhabener! Als Beispiel: jemand, der an den Pocken leidet, vertraut sich der Fürsorge eines großen Arztes an und wird von seinem Leiden befreit. Auf ähnliche Weise, O Erhabener, werden wir, deren Körper an den Pocken der unzähligen Fehler (dosa) der Kleshas, der irrigen Ansichten und der falschen Lebensführung leiden, dann von all unseren Leiden befreit und erlangen auch ein unerschütterliches Glück, nachdem wir uns der Fürsorge des Erhabenen anvertraut haben.

"Erhabener! Als Beispiel: ein (gewisser) Mensch trinkt vielleicht (zu viel) Wein und wird betrunken; er weiß (in diesem Zustand) nicht einmal, wer er selbst ist und ist unfähig, Recht von Unrecht zu unterscheiden, unfähig (auch) seine Mutter, seine Schwestern oder seine Töchter zu erkennen; er fällt Hals über Kopf hin und beschmutzt seinen ganzen Körper mit Urin und Kot; später wird er wieder nüchtern und erfährt irgendwie was ihm widerfahren ist, und er denkt bei sich, wie nutzlos der Alkohol sei, und er fasst den Entschluss, sich von all diesen seinen Lastern zu befreien; dann schult er sich, das Trinken von Alkohol als völlig nutzlos zu betrachten, und er gibt es (d.h. das Alkohol-Trinken) auf. Auf ähnliche Art, O Erhabener, dreht sich diese Welt der Lebewesen seit anfangslosen Zeiten wie ein Tänzer. Indem sie herumwirbeln, völlig verwirrt, sind sie unfähig, ihre Mütter, Schwestern oder Töchter zu erkennen und so hegen sie lüsterne Gedanken ihren Müttern, Schwestern oder Töchtern gegenüber, und wie jene, die vom Alkohol berauscht sind, erleben sie das Leiden. Dann schulen sich diejenigen Leute, die das Schamgefühl besitzen, und die dem nüchtern werdenden Betrunkenen gleichen, die Welt als gänzlich nutzlos zu betrachten, und dann lassen sie deren Trübsal völlig hinter sich zurück.

"Überdies, eben wie der Rizinusstrauch (eranda) keinen Kern hat, ebenso hat dieser Körper kein Selbst (atman), kein Wesen (sattva), kein Lebensprinzip (jiva), keine Person (pudgala), kein manava, nara oder Täter (kartr). Also kultivieren wir wiederholt die Vorstellung, dass kein Selbst existiert. Zum Beispiel: eben wie es zwecklos ist, selbst 10 Million kotis ausgetrocknete Hülsen zu pflanzen, ebenso verhält es sich mit diesem Körper, der ohne ein Selbst ist. Zum Beispiel: eben wie Weizenblumen (vallaßpuspa) keinen Duft haben, ebenso hat dieser Körper kein Selbst. Auf diese Art und Weise kultivieren wir wiederholt die Vorstellung, dass dieser Körper ohne ein Selbst ist.

"Der Erhabene hat uns (so) gelehrt: 'Mönche! Alle Dinge sind ohne das Selbst. Übt euch also (d.h. kultiviert diese Vorstellung in eurer Meditation)! Diejenigen Menschen, die sich so üben, werden das Haften am Selbst (atma-graha) ausrotten. Wenn das Haften am Selbst gänzlich ausgerottet ist, wird das Nirwana erlangt.' Erhabener! Da alle Dinge also ohne ein Selbst sind, kultivieren wir ständig die Vorstellung, dass kein Selbst existiert. Desweiteren, so wie ein Vogel keine Spur (seines Fluges) am Himmel hinterlässt, ebenso werden wir uns von allen Arten (irriger) Ansichten loslösen, wenn wir die Vorstellung meditativ kultivieren, dass es kein Selbst gibt."

Der Erhabene fragte: "Wisst ihr, wie man diese Art Meditation (bhavana) pflegt?"

Die Mönche antworteten: "Erhabener! Wenn wir irgend etwas auf eine Weise meditativ kultivieren würden, die der Vorstellung des Leidens, der Vergänglichkeit und des Nicht-Selbst zuwider liefe, so ähnelten wir einem taumelnden Betrunkenen, der den Himmel, die Gipfel, den Boden, die Sonne, den Mond, die Bäume und die Hügel wirbeln sieht, obwohl sich diese nicht bewegen; denn diejenigen weltlichen Wesen, die die Vorstellung des Leidens, der Vergänglichkeit und des Nicht-Selbst nicht meditativ kultivieren, sind genau wie Betrunkene. Erhabener! Wir haben sie (d.h. diese Vorstellung, diese Art Meditation) richtig kultiviert."

Der Erhabene sagte: "Mönche! ich werde die Bedeutung dieses Beispiels klarstellen. Was die Bedeutung dieses Verses betrifft, so versteht ihr nicht deutlich 'dies ist die Bedeutung, dies ist der Buchstabe'. Eben wie ein taumelnder Betrunkener den Himmel, die Berggipfel, den Boden, die Sonne, den Mond, die Bäume und die Hügel herumwirbeln sieht, obwohl sie sich (eigentlich) nicht bewegen, auf dieselbe Art hegen diejenigen, die ganz verwirrt und von zahlreichen Arten verdrehter Ideen gefangen genommen sind, die Ansicht, dass sie das Selbst (atman), ewig (nitya), glücklich (sukha) und rein (subha) seien.

"Hier (im Nirwana-Sutra) bedeutet 'Selbst' den Buddha; 'ewig' bedeutet den Dharmakaya (den Körper-und-Geist - das unzerstörbare Urwesen - des Dharma); 'das Glück' bedeutet Nirwana, und 'rein' ist ein Synonym für den Dharma. Mönche, ihr sollt nicht stolz sein und auf eine aufgeblasene und arrogante Art sagen: 'Wir haben die Vorstellung des Leidens, der Vergänglichkeit und des Nicht-Selbst meditativ kultiviert.' Wenn ihr euch diesen drei Arten der Meditation so hingebt, dann ist für euch die Kultivierung dieser dreifachen Meditation in Verbindung mit meinem Dharma eine wertlose meditative Kultivierung. Diese drei Arten von meditativer Kultivierung des Leidens und so fort sind bedingt (d.h. von anderen Faktoren bedingt, von anderen Umständen abhängig; nicht absolut), höchst bedingt (visista).

"Das Leiden als Glück zu betrachten ist verkehrt, das Glück als Leiden zu betrachten ist verkehrt; das Vergängliche als das Ewige zu betrachten ist verkehrt, das Ewige als vergänglich zu betrachten ist verkehrt; das Nicht-Selbst als das Selbst zu betrachten ist verkehrt, das Selbst als das Nicht-Selbst zu betrachten ist verkehrt; das Unreine als rein zu betrachten ist verkehrt, das Reine als unrein zu betrachten ist verkehrt.

"Ihr kultiviert wiederholt diese Gegenstände der meditativen Kultivierung, ohne dass ihr diese vier Verkehrtheiten richtig erkennt. Ihr gebt euch der Meditation hin (und verfahrt), als ob das Ewige vergänglich wäre, als ob es dem, was das Selbst hat, am Selbst mangelte, und als ob das Reine unrein wäre. (Die Begriffe vom) Glück, vom Selbst, vom Ewigen und vom Reinen sind sowohl unter weltlichen als auch unter überweltlichen Menschen zu finden, aber diese (Begriffe) sind jeweils verschieden. Die Buchstaben (d.h. die bloßen Wörter) sind weltliche Bezeichnungen, während die Bedeutung überweltliche Erkenntnis ist."

Dann sagten die Mönche folgendes zum Erhabenen: "Erhabener! Da wir diese vier verkehrten Vorstellungen, die der Tathagata aufgezählt hat, wiederholt sehen (und) seit sehr langer Zeit kultivieren, beschwören wir dich jetzt, uns zu sagen, wie wir (fortan) zu verfahren haben; wir flehen den Tathagata an, ein Kalpa (d.h. ein Weltzeitalter) oder länger als ein Kalpa (hier) zu verweilen. Wir werden absolut alles tun, was uns der Tathagata vorschreibt. Wenn der Tathagata es nicht vorzieht, hier (auf der Erde) zu bleiben, so würden wir auch nicht hier bleiben wollen, denn das wäre, wie wenn man unter einem Dach mit einer giftigen Schlange zusammen wohnen würde. Falls der Tathagata nicht hier bleiben will, wird es unmöglich sein, den Brahma-Wandel (brahmacarya - d.h. den heiligen, keuschen Reinheitswandel) zu führen, und so werden wir auch ins Nirwana eingehen, um es dir gleich zu tun."

Dann sprach der Erhabene folgendes zu jenen Mönchen: "Mönche, sprecht nicht so! Mönche, ich übergebe die Lehre (sasana) Kasyapa. Wie der Tathagata, wird er den Mönchen eine Stütze, den Mönchen und den Wesen eine Zuflucht sein. Wenn zum Beispiel ein König, der über viele Städte herrscht, zu einer anderen Stadt abreist, ernennt er irgendeinen eminenten Bürger (grhapati) zum König an seiner Statt; auf ähnliche Weise ernenne ich Kasyapa in dieser Welt (zu meinem Regenten).

"Mönche, ihr fragt mich, wie ihr die Vorstellungen des Leidens, der Vergänglichkeit, des Nicht-Selbst und der Unreinheit zu kultivieren habt? Mönche, ein Beispiel: mitten im Sommer dämmen einige Leute ein Flüsschen im Walde ein und, nachdem alle ihre Badesachen mitgebracht haben, spielen sie im Wasser. Einer von ihnen setzt einen echten Juwel aus Beryll (ins Wasser), und dann, da sie alle diesen Beryll haben wollen, legt jeder seine Badesachen beiseite und steigt ins Wasser hinunter. Indem sie wähnen, irgend ein Kieselstein oder Steinchen sei der Juwel, ergreifen sie es und rufen aus: 'ich habe den Juwel! ich habe den Juwel!' und jeder hält es hoch. Aber wenn sie das Ufer des Teiches erreichen, wird ihnen klar, dass es am Ende doch nicht der Juwel ist. Dann (fängt) ebendasselbe Wasser (an), schön zu leuchten, wie durch Mondschein, wegen des schimmernden Lichtes des Juwels. Wenn sie das schöne Leuchten bemerken, sagen sie, 'Ach! Da ist der wirkliche Juwel!', und ihnen fällt auf, wie prächtig er ist. Dann gelingt es einem, der sich unter ihnen befindet und der geschickt ist und über die rechten Mittel verfügt, des Juwels habhaft zu werden. In gleicher Weise, o Mönche, habt ihr eure Gedanken auf soiche Extreme (d.h Übertreibungen) verlegt wie, 'alles ist Leiden', 'alles ist ohne Selbst', 'alles ist vergänglich', 'alles ist unrein', und (ihr) kultiviert das wiederholt. Das alles ist irrig und wertlos, genau wie die Kieselsteine und Steinchen im Teich. Seid wie der Mensch, der (im Anwenden der rechten) Mittel geschickt ist! ich erkläre (hiermit), dass es das Glück, das Selbst, die Ewigkeit und die Reinheit in alledem gibt, was ihr von diesen Extremen kultiviert, auf die ihr eure Gedanken verlegt habt. Diese vier (Extreme) sind verkehrt! Also, kultiviert (in eurer Meditation) die Vorstellung, dass die (zugrundeliegende) Realität der Dinge (dharma-tattva) ewig ist wie der Juwel."

Dann sagten jene Mönche folgendes zum Bhagavat: "Wir haben (aber) den Erhabenen uns so lehren hören: 'Mönche! Alle Dinge (dharmas) sind ohne ein Selbst. Übt euch also! Diejenigen, die sich so üben, beseitigen atma-graha (d.i. das Haften am ich). Wenn atma-graha völlig beseitigt worden ist, wird das Nirwana erlangt.' Was ist die Bedeutung dieses Spruches? Erhabener, wir beschwören den Tathagata, dies uns zu erklären!"

Der Erhabene sprach dann zu diesen Mönchen: "Mönche, vortrefflich, vortrefflich! Mönche, da ihr eure Zweifel verscheuchen wollt, müsst ihr so fragen, wie ihr es getan habt. Vortrefflich!

Mönche! Als Beispiel: es war einmal in einer gewissen Stadt ein stumpfsinniger König, der versuchte, wie ein König zu handeln. Ein untauglicher Arzt war bei diesem König angestellt, war (aber) überdies verwirrt, was Arzneien anging, obwohl ihm viel Macht verliehen und er vom König geachtet wurde. Dieser Arzt war davon überzeugt, dass Miich allein (und sonst nichts) ein Heilmittel sei. Er wusste die Ursachen der Krankheiten nicht und war darauf fixiert, Leuten (d.h. seinen Patienten) Miich zu verschreiben, ganz gleich ob sie an den Symptomen einer vata-Krankheit, einer pitta-Krankheit oder einer kapha-Krankheit litten. Obwohl er auf diese Weise handelte, war dieser Arzt sehr beliebt, und auch dem König war nicht aufgegangen, dass er (d.h. der Arzt) verwirrt war.

"Dann kam ein anderer Arzt aus einem anderen Lande neulich an, (ein Arzt,) der in den acht Zweigen des Ayurveda bewandert war und der obendrein den Uttara-Tantra (d.h. eine Abhandlung, die die höchste Erklärung bzw. Darlegung einer Wissenschaft enthält) studiert hatte. Er begab sich zum Wohnort jenes (ersten) Arztes und sagte: ‚Da ich von Ihrem Ruhm gehört habe, bin ich hergekommen, um unter Ihnen zu studieren. Bitte werden Sie mein Lehrer!’

"Hierauf, da er gehört, was er (d.h. der zweite Arzt) gesagt hatte, erwiderte der stumpfsinnige Arzt dem neu angekommenen Arzte: ‚Du sollst mich ehren, mir 48 Jahre lang gut dienen und Mühsal erdulden. Danach (sollst du) studieren, und du wirst Arzt werden!’ Als er (d. h. der zweite Arzt) das hörte, sagte er: ‚ich werde das tun’ und am Ende stellte er den stumpfsinnigen Arzt zufrieden.

"Als er zum königlichen Palast ging, sprach er zum König: ‚Eure Majestät! Ihr sollt euch ständig und fleißig allen Abhandlungen widmen – wenn ihr das tut, werdet ihr es würdig sein, König zu sein.’ Der König erwiderte: ‚Das ist wahr, ich höre, was du sagst.’ Dann, indem er den Unterschied zwischen dem stumpfsinnigen Arzt und dem anderen erkannte, ließ der König den untüchtigen Arzt aus dem Reich ausweisen und verehrte den guten Arzt (an seiner Statt).

"Dann dachte dieser Arzt bei sich: ‚Es ist so weit’ und bat den König folgendes: ‚Eure Majestät! Falls Ihr Gefallen an mir habt, habe ich eine (einzige) Bitte an Euch zu richten. Wenn es Euch recht ist, so bitte ich Euch, mir dies zu gönnen.’

"Dann antwortete der König auf den Arzt: 'Du darfst alles von mir erbitten, (was du willst) – von meinem rechten Arme bis zu (egal was).’ Der Arzt richtete dann folgende Bitte an den König: 'Da das Miich-Heilmittel des stumpfsinnigen Arztes von eurem Majestät ein tödliches Gift ist – obwohl ihm das nicht klar war – bitte ich eure Majestät, im ganzen Lande zu verkünden, dass die vom vorigen Arzte verschriebene Miich-Medizin ein tödliches Gift sei; daher lasse jeder, der Miich als Medikament trinkt, um den Kopf kommen. ich bitte euch, eine soiche Verkündigung zu erlassen. Falls ihr es nicht tut, so werden viele Leute eines frühzeitigen Todes sterben. ich will, dass sie gesund sind und nicht erkranken, und so richte ich diese Bitte an eure Majestät.’

"Dann sagte der König zum Arzte: 'Was du dir erbittest ist ein kleines Gefallen. ich werde die Verkündigung erlassen.’ Dann, indem er das sagte, gab er die Verkündigung bekannt. Hiermit wurde dieser Befehl überall Gesetz. Dann bat der Arzt den König weiter: 'ich bitte euch, diesen Befehl jetzt noch ein zweites und ein drittes Mal zu geben.’ Nachdem er dies gebeten hatte, behandelte der Arzt dann die Krankheiten der Leute mit süßen (madhura), sauren (amla), salzigen (lavana), katuka und scharfen (tikta) (Arzneien).

Dann wurde der König eines Tages krank. Er ließ den Arzt rufen und erklärte ihm (feierlich) folgendes: 'ich bin dem Tode nahe; so will ich dir alles schenken, was du begehrst und was im Ermessen eines Königs liegt.’

"Daraufhin sagte der Arzt zum König: 'Eure Majestät! ich bin (bisher) nicht ehrlich gewesen. Die Miich ist ein Elixier (amrta: Unsterblichkeitstrank) – ich will, dass ihr Speise, die mit Miich zusammengemischt ist, zu euch nehmt.’

Der König erwiderte: 'Leidest du an einer pitta-Krankheit? Oder willst du mich narren? Vorher hast du mir gesagt, Miich sei ein Gift, und jetzt behauptest du, Miich sei die beste Arznei! Ach, ich habe einen Fehler gemacht, indem ich den vorigen Arzt auswies! Er hat die Miich-Medizin auch gelobt, und so war er ein großer Arzt, kein unfähiger! Da du die Miich-Medizin vorschreibst, solltest du auch ausgewiesen werden.’

"Der Arzt antwortete: 'Eure Majestät! Denkt bitte nicht daran, so etwas zu tun. Als Beispiel: es könnte geschehen, dass ein Wurm in einen Baum oder eine Mauer bohrt und die Form von Buchstaben zu bilden scheint, aber weise Leute sagen nicht, dass sich der Wurm aufs Schreiben versteht! Auch wenn es den Anschein hat, als ob (der Wurm) absichtlich Buchstaben eingeschrieben habe, glauben sie (d.h. die Weisen) nicht, dass dies ein Wunder ist. In derselben Weise sollte man die Wirkung des Miich-Heilmittels vom vorigen Arzte so ansehen wie die vom Wurm gebohrten Buchstaben. Er verstand sich nicht auf die Unterschiede zwischen den verschiedenen Sorten von Miich.’

"Der König sagte zum Arzt: 'Nun, inwiefern hat sich dieser unfähige Arzt auf die Unterschiede zwischen den verschiedenen Sorten von Miich nicht verstanden?’

"Der Arzt erwiderte: 'Eure Majestät: Miich ist sowohl ein Elixier als auch ein Gift. Was das sogenannte Elixier anbelangt: (angenommen) es ist eine Kuh, deren Kalb sehr kräftig ist und die weder unreine Sachen noch Weinbodensatz getrunken hat, und die auch nicht in Lichtungen, Mulden oder an schlammigen Orten wohnt, und die nicht in einem Kuhstall gemelkt und nicht mit gemähtem Gras gefüttert wird, und die zusammen mit ihrer eignen Herde wohnt, und die keinen Umgang mit einer Herde Büffeln hat und soiche Tugenden wie diese besitzt. Die Miich, die (von dieser Kuh) erzeugt wird, ist von Unreinheiten frei und rein und kann alle möglichen Krankheiten heilen.’

"Dann, indem er sich schämte, sagte der König zum Arzte: 'Meister, jetzt wird mir sowohl das Gute deines Miich-Heilmittels als auch das Schlechte (des vorigen Arztes Heilmittels) klar.’

"Dann erließ der König einen Befehl und verkündete, dass man Miich zu trinken habe.

"Daraufhin, da sie hörten, wie der König befohlen, dass man Miich zu trinken habe, wurden alle seine Untertanen verwirrt und fragten sich, ob der König verhext oder ob er ihnen schaden wollte. Dann sammelten sich all die Einwohner der Stadt und (all) seine Untertanen vor den König. Als er sie (vor sich) sah, sagte der König: 'Nach diesem Arzte steht der Fall so. Habt ihr irgendweiche Einwände?’ Dann wurden der König, seine Bürger und Untertanen (hoch) erfreut und bezeigten dem Arzte unübertroffene Ehrerbietung und machten von diesem Heilmittel Gebrauch.

"Auf die gleiche Weise erscheint, o Mönche, der Tathagata-Arhat-Samyak-Sambuddha, der vidya-carana-sampanna, sugata, lokavid, purusa-damya-sarathi, anuttara, Lehrer von Göttern und Menschen, Buddha-Bhagavat wie jener gute Arzt in der Welt und begibt sich dann zu allen Tirthikas (d.h. Nicht-Buddhisten), die wie der unfähige Arzt sind. Er bezwingt sie alle ganz und gar, vernichtet sie völlig und erfreut viele Könige. Um die Tirthikas zu bändigen, behauptet er, dass es kein Selbst (atman), kein Wesen (sattva), keine lebende Seele (jiva) und keine Person (pudgala) gebe. Die Lehren über das Selbst vonseiten der Tirthikas sind wie die von Würmern gebohrten Buchstaben, und so habe ich die Lehren bekannt gegeben, dass alle Wesen ohne ein Selbst sind. Nachdem ich verkündet habe, dass der Mangel an Selbst das Wort des Buddha sei, so lehre ich auch – wie jener gute Arzt - , dass es das Selbst (doch) gibt, nachdem ich gelehrt habe, dass alle Dinge (dharmas) eines Selbst bar sind, da ich die (spezifische) Gelegenheit in Betracht ziehe, was diejenigen betrifft, die geschult zu werden brauchen, und um den Wesen Nutzen zu verschaffen.

"Das Selbst der weltlichen (Leute und Philosophen), das – so sagen sie – die Größe eines Daumens (angustha-matra) oder eines Senfkorns besitzt – ist nicht so. Der Begriff des Selbst unter den weltlichen (Menschen) ist auch nicht so. In diesem Fall wird (vom Buddha) gesagt, dass alle Dinge (dharmas) ohne ein Selbst sind. Es ist (jedoch) nicht wahr zu sagen, dass alle Dinge ohne eine Selbst sind. Das Selbst ist die Realität (tattva), das Selbst ist ewig (nitya), das Selbst ist Tugend (guna), das Selbst ist immerwährend (sasvata), das Selbst ist unerschütterlich (dhruva), das Selbst ist Frieden (siva) (Betonung hinzugefügt) – wie (im Falle des) Miich-Heilmittels des guten Arztes, so lehrt der Tathagata das, was wahr ist. Mögen die vier Klassen der Versammlung streben, das meditativ zu kultivieren.

Überdies, o Mönche, falls ihr irgendeinen Zweifel (kanksa) oder irgendeine Ungewissheit (sila-adhikarika) über Sachen der Moralität habt, sollt ihr euch bei mir darüber erkundigen, und ich werde euch mit einer guten Erklärung zufriedenstellen. ich bin von allen (Arten der) meditativen Kultivierung frei; ich offenbare innerlich die große Leerheit. Mönche, ihr solltet nicht sagen, dass der Tathagata uns die große Leerheit nicht innerlich offenbart hat. Weiterhin, o Mönche: falls ihr irgendeinen Zweifel (kanksa) oder irgendeine Unsicherheit (vimati) über Sachen habt, die die Moralität (sila-adhikarika) anbelangen, solltet ihr euch bei mir darüber erkundigen.“

Dann sagten diese Mönche folgendes zum Erhabenen: "Es steht uns nicht zu, den Tathagata-Arhat-Samyak-Sambuddha (d.i. den Völlig-Erwachten) auszufragen; es ist sinnlos, wenn wir das tun. Der Buddha-Erhabene lässt sich nicht begrifflich erfassen (oder: der Buddha-Erhabene lässt sich nicht durchs Denken erfassen). (Deine) Samadhis (d.h. tiefen meditativen Versenkungen/ Zustände) lassen sich nicht begrifflich erfassen (oder: lassen sich nicht durchs Denken erfassen). Deine Anweisungen lassen sich nicht begrifflich erfassen (oder: lassen sich nicht durchs Denken erfassen). Deshalb hat es keinen Sinn, wenn wir (den Erhabenen) befragen.

"Erhabener! Als Beispel: es war einmal ein alter Mann, schwach und gebrechlich, 120 Jahre alt, der an einer Krankheit litt und wegen (dieser) Krankheit ans Bett gefesselt war. Ein gewisser Mensch vertraute ihm einen Schatz an und sagte: ‚Nun, nimm diesen Schatz und gib ihn mir wieder, wenn ich in 10 oder 20 Jahren wiederkomme.’ Nachdem er dies gesagt hatte, vertraute er dem alten Manne den Schatz an und ging fort. Der alte Mann hatte keine Kinder und, kurze Zeit nach dem Weggang des anderen Mannes, verschied er. Als der andere Mann zurückkehrte, (fand er, dass) sein großer Haufen Vermögen zerstreut worden war, und doch konnte ihm niemand was (Nützliches) darüber erzählen. Auf ähnliche Weise, o Bhagavat (d.i. Erhabener), würde alles, was wir dich über die Moralität fragten, nicht lange unter den Sravakas (elementaren Jüngern) fortbestehen, (und) so gibt es für uns nichts, worüber wir dich (mit Vorteil) fragen könnten."

Der Erhabene sagte ihnen: "Die Sachen, über die mich die Mönche fragen, werden allen Lebewesen zum Segen gedeihen. Aus diesem Grunde gebe ich euch diese Gelegenheit, Fragen (an mich) zu stellen.“

Dann erwiderten die Mönche: "Bhagavat! Als Beispiel: es war (einmal) ein junger Mann, 26 Jahre alte, wohlhabend und mit Verwandten reichlich versehen. Ein gewisser Mensch vertraute ihm einen Schatz an und sagte: ‚Nun, ich verreise geschäftlich, aber bitte – gib mir diesen Schatz wieder, wenn ich zurückkehre.’ Der junge Mann versteckte den Schatz sorgfältig und beschützte ihn gut; dann, als der andere Mann zurückkehrte, wurde letzterem der Schatz zurückgegeben. Auf ähnliche Weise, o Bhagavat: falls du den Schatz des echten Dharma, den du gut gelehrt hast, irgendweichen der Sravakas anvertraust, wie zum Beispiel dem Mönch Ananda und so weiter, wird er nicht lange bestehen. Wieso nicht? Weil all die Sravakas (und) Mahakasyapa unbeständig sind. Wenn du den Schatz der Angelegenheiten, nach denen die Bodhisattvas dich ausgefragt haben (eben) den Bodhisattvas anvertraust, wird er viele hunderte von Tausenden Jahren bestehen und gedeihen; er wird allen Bodhisattvas wie ein Arzt sein. Die Bodhisattva-Mahasattvas (d.i. die großen Bodhisattvas) sind fähig, nützliche Fragen an den Tathagata zu stellen, aber es ist zwecklos, wenn wir, die wir wie Insekte sind, den Tathagata ausfragen.’ Nachdem sie dies gesagt hatten, schwiegen sie dann alle.

Dann sagte der Erhabene zu jenen Mönchen: "Mönche, vortrefflich, vortrefflich! Mönche, ihr habt also gesprochen, weil ihr die Asravas (d.i. die innerlichen, moralischen Befleckungen) getilgt habt; ihr habt also gesprochen, weil ihr Arhats (Heilige) seid. Vortrefflich! ich habe auch vorher über diese Angelegenheit nachgedacht, über die ihr (jetzt) nachgedacht habt. Wenn ich den Bodhisattvas mein Mahayana anvertraue, wird es aus zwei Gründen auf lange Zeit bestehen ..." (Hier eine Lücke im Tibetischen).