Kapitel 12 - Die vier verkehrten Anschauungen/Ansichten

(Der Bhagavat) sprach wieder: "Edler Sohn! Die Vorstellung, nach der man das Leiden als Glück sieht, ist eine verkehrte/verdrehte Anschauung/Ansicht (viparyasa?). Die Vorstellung, wo man das Glück als Leiden sieht, ist eine verkehrte Anschauung. Einer, der behauptet, der Tathagata sei vergänglich, ist böse (papa) und wird leiden. Einer, der behauptet, der Tathagata geht ins Parinirwana ein, wie ein Feuer, wenn dessen Brennstoff verbraucht wird, ist böse und wird leiden. Die Meditation, in der man sich für einen hält, der nicht leidet, sowie die Behauptung, dass der Tathagata vergänglich sei, sind verkehrte Anschauungen. Die Vorstellung, nach der man das Glück als Leiden sieht, ist eine verkehrte Anschauung. Wenn man wähnte, dass die Meditation über die Ewigkeit des Tathagata in die falsche Persönlichkeits-Ansicht (pudgala-drsti) münden würde, und den Schluss zöge, dass diese Meditation zum Leiden führte, so ist dies die verkehrte Anschauung derer, die die Vorstellung hegen, dass das Glück (das Leiden) sei. Dies ist die erste verkehrte Anschauung.

"Die Vorstellung, nach der man das Vergängliche als beständig ansieht, ist eine verkehrte Anschauung. Wenn man wähnt, sein Leben werde verkürzt, indem man die absolute Leerheit (atyanta-sunyata) meditativ kultiviert, und dass aus diesem Grunde, wenn man das Vergängliche als Nicht-Leerheit meditativ kultiviert, man als Folge dieser Art Meditation ein langes Leben erreichen wird - dies ist eine verkehrte Anschauung. Dies ist die zweite verkehrte Anschauung.

"Die Vorstellung, nach der man das, was kein Selbst hat, als das, was ein Selbst hat, ansieht, ist eine verkehrte Anschauung. Die Vorstellung, nach der man das, was ein Selbst hat, als das, was kein Selbst hat, ansieht, ist eine verkehrte Anschauung. 'Weltliche Leute sagen, es gibt das Selbst, aber (dagegen) gibt es kein Selbst in den Lehren Buddhas, im Gegensatz zur weltlichen Ansicht, und der Tathagatagarbha wird nicht einmal erwähnt' - Diese Meditation über das Nicht-Selbst ist die dritte verkehrte Anschauung.

"Die Vorstellung, .nach der man das Unreine als rein ansieht, ist eine verkehrte Anschauung. Die Vorstellung, nach der man das Reine als unrein ansieht, ist eine verkehrte Anschauung. Die Vorstellung, nach der man den Tathagata, der ewig und kein physischer Körper aus Fleisch ist, als einen physischen Körper aus Fleisch, als einen, der eine Verbindung von Fleisch, Blut und Sehnen ansieht, als einen, der unrein ist, und wo man (wähnt), dass sowohl der Dharma wie auch der Sangha, nachdem die Befreiung erlangt worden ist, verschwinden - (dies) ist eine verkehrte Anschauung, die das Reine als unrein betrachtet. Da der (physischer) Körper völlig unrein ist, ohne das kleinste Teilchen Reinheit, ist die Meditation, in welcher der Körper als rein gesehen wird, eine verkehrte Anschauung, in der man das Unreine als rein betrachtet. Die Vorstellung, dass man dahingeht, wo es überhaupt nichts gäbe, ist auch so eine Sache, wo man sich einer verworrenen Meditation hingibt, in der man das Reine als unrein betrachtet. Du sollst wissen, dass das die vierte verkehrte Anschauung ist.

(Maha-Kasyapaika-Gotra) sagte: "Bhagavat! Heute habe ich zum ersten mal die richtige Ansicht der Dinge, denn vorher hatte ich eine verkehrte Anschauung."